Im Jahr 2006 erschien in einer Bütower Zeitung, dem Bütower Kurier, ein zweiteiliger Artikel über die Geschichte der Palubickis/Palubitzkis in dieser Gegend, in dem interessanterweise auch die Frage geklärt wird, warum sich unsere Vorfahren eigentlich "Barone" nannten.

Mit meinen Grundkenntnissen in Polnisch, einem Wörterbuch sowie geringer Hilfe eines Muttersprachlers habe ich, glaube ich, eine recht exakte Übersetzung der Texte hinbekommen.

Einige Anmerkungen zum Text:
1) Im Originaltext wurde häufig das Wort "gbur" gebraucht. Ein gbur ist laut Wörterbuch eigentlich ein Lümmel oder Grobian. Da das in diesem Fall aber nicht zutreffen kann - schließlich handelt es sich um unsere Vorfahren :-) - habe ich nach einer "besseren" Übersetzung gesucht und in der polnischen Wikipedia die Erklärung gefunden, dass "gburzy" im 15. - 19. Jahrhundert ehemalige Besitzer waren, die eigenes Land hatten und dieses bewirtschafteten. Also vielleicht das Äquivalent für den Begriff "Besitzer/Altsitzer", der in so mancher Urkunde aus damaliger Zeit vorkommt. Zur Sicherheit habe ich den Begriff jedoch nicht übersetzt.
2) Um "meine" Linie geht es im zweiten Teil des Artikels. Direkte Vorfahren habe ich bei der ersten Erwähnung gelb hervorgehoben.
3) In dem Text wird u.a. das Grab meiner Uroma Franziska erwähnt. Im Jahr 1999 habe ich das Grab auf dem Stüdnitzer Friedhof fotografiert. Das Foto seht ihr ganz unten auf der Seite.

So, jetzt geht's los:


Die Barone unter den Bütowern, Teil 1

Die Wurzeln der heutigen Einwohner des Bütower Landes liegen oft in den benachbarten südöstlichen Kreisen Kaschubens.
Auch gibt es bei uns Ankömmlinge aus anderen, entfernteren Regionen des ehemaligen und heutigen Staatsgebietes.
In Bütow wohnt außerdem Nachwuchs von Einheimischen, die hier „schon immer“ lebten. Eine von diesen Familien sind die Palubickis aus Oslawa Dabrowa.
Das malerisch gelegene Dorf Oslawa Dabrowa, Gemeinde Studzienice, war vor Jahrhunderten in zwei Teile geteilt:
das königliche – bewohnt durch gbur -  und das adlige, dort lebten drei Großfamilien.
Neben diesen werden im adligen Teil ab 1658 auch die Palubickis erwähnt.
Der Nachname ist in diesem Dorf bis heute gegenwärtig.
Auf die Wurzeln aus Oslawa Dabrowa berufen sich auch Palubickis aus Ugoszcz und Rekowo.
Die Antwort auf die Frage, ob und wie es Verbindungen zwischen den modernen Palubickis und denen aus der Zeit von vor Jahrhunderten gibt, versuche ich Ihnen darzustellen.

Die adligen Einwohner Palubicki stammen aus Palubice im heutigen Kreis Karthaus. Die ersten Informationen über die kaszubischen „pankach“ (kleine Ritter) aus Palubice sind aufbewahrt in den Einschreibungen der Kreuzritter oder Eintragungen in die Akten, datiert auf den Anfang des 15. Jh. Die Palubickis waren fruchtbare Einwohner, und sehr schnell breiteten sie sich in ganz Pommern aus. Heute leben in Polen fast 1.500 Personen dieses Namens, davon 1.000 in Pommern.
Sehr schnell, da bereits im 16. Jahrhundert, erschienen die ersten Palubickis im Bütower Raum. In Gostkow im Bütower Land leben im Jahre 1559 zwei Adlige, Bartos und Pawel, und in Polczen Jürgen Bolbitzki (diese Verunstaltung der Schreibweise des Nachnamens benutzten die Autoren des Buches „Kreis Bütow“). Ihre Nachkommen lebten bei uns im Jahre 1603 – in Gostkow Hans Belbitzki und Michel Belbitzki sowie Simon Belbitzki in Polczen. Nach 20-jähriger Zugehörigkeit zu Polen kehrte im Jahre 1657 das Land Lebork-Bütow in die Herrschaft der Hohenzollern, die Dynastie des brandenburgischen Elektorates zurück. Ein Jahr später empfingen in Lebork die neuen Herrscher die Eide vom städtischen Adel. Unter 89 Adligen, die das Bütower Land vorstellten, befanden sich drei Palubickis, die Witwe von Maciej aus Gostkow, die Witwe von Jürgen aus Polczen, und Jakob, ein Einwohner aus Polczen (Jakob Palbitzke zu Woitzlaff Damerow).

Die Barone aus Oslawa-Dabrowa
In dem 1858 von Hermann Griebel veröffentlichten Buch „Statistik des Bütower Kreises“ waren es in der Geschichte fünf adlige Güter in Oslawa Dabrowa, und von diesen war ein Teil in den Hypothekenbüchern mit dem Buchstaben B gekennzeichnet und gehörte den Palubickis. Nach Hermann Griebel war im Jahre 1736 Besitzer dieses Teils Jacob Baron von Palubicki, der es von seinem Vater Jan Baron von Palubicki geerbt hatte. 1758 wurde im Gericht Lebork ein lateinisches Dokument verfasst, nach dem Jakob seinen Besitz seinem Sohn Adam übertrug (Adam Baron von Palubicki).
Barone wurden die Palubickis aus Oslawa Dabrowa auch in den kirchlichen Quellen genannt, auch in den kirchlichen Urkunden aus Ugoszcz. Die älteste dieser Aufzeichnungen stammt vom 6.5.1770 und betrifft die Hochzeit in Stüdnitz zwischen dem Witwer Jakub Baron Palubicki („nobilem Jacobum Baron Pałubicki”) und Marianna Piechowska aus Oslawa Dabrowa. Jener „adlige“ Jakub („Nobilis Jacobus Palubicki“) starb in Oslawa Dabrowa im Alter von 96 Jahren. Sein Sohn Adam heiratete Elzbieta, die Tochter des Adligen Jan Janta Polczynski aus Polczen. In den Jahren zwischen 1769 und 1783 bekamen sie sieben Kinder, darunter vier Söhne: Kazimierz (*1769), Szymon (*1770), Jakub (1775 – 1827) und Józef Piotr (1783 – 1844). In den Taufurkunden hat er zweimal – 1770 und 1773 – als „nobilis Adam Baron Palubicki“ unterschrieben. In den übrigen Urkunden nur als „nobilis Adam Palubicki“, hingegen in der Taufurkunde seines jüngsten Sohnes Józef Piotr, wurde der Text dahingehend ergänzt, dass die Unterschrift lautete „nobilis Adam de Baron Palubicki“. 1780 wurden bei einem Besuch der bischöflichen Kurie die ordentlichen Register der adligen Einwohner der einzelnen Dörfer vorgestellt. In Oslawa Dabrowa wurden fünf adlige Besitztümer erwähnt: Joannes Sarnowski, Adam Baron Palubicki, Mathias Klopotk, Paulus Klopotk und Paulus Cyrzan. Adam Palubicki (so wurde es in den Todesakten festgehalten) starb in Oslawa Dabrowa im Alter von 73 Jahren am 19.11.1795.
Interessant ist, was das Wort „Baron“ vor dem Nachnamen der Palubickis aus Oslawa Dabrowa zu bedeuten hat. War es ein Adelstitel, mit dem sich nicht viele Familien schmücken konnten? Oder war es nur ein Beiname, ein vererbter Spitzname einer kleinadligen Familie?
 
Der schwedische Baron und Diplomat
Einen Teil der Antworten auf diese Fragen bringen manche Wappenbücher, besonders deutsche sowie schwedische biografische Nachschlagewerke und dortige Internetseiten, die tatsächlich die Familie Palubicki („Palbitzki“) als Inhaber eines vom schwedischen König verliehenen Adelstitels „Baron“ ausweist.
Nach dem Wappenbuch von Johann Siebmacher kam er aus Kaschuben und siegelte mit dem Wappen eines Falken aus der Linie der Familie Biber-Palubicki, die im Bereich des Bezirkes Slawienski vier Dörfer besaß: Bartolino, Niemica, Sulechowo und Warblewo. Der Besitzer von Niemica, Georg Palbitzke (gestorben 1638), war 1609 Bürgermeister von Slupsk (Stolp) sowie in den Jahren 1622-1638 Bürgermeister und Landrat von Slupsk.
Die Funktion des Bürgermeisters von Slupsk übte um 1590 herum ebenfalls der Besitzer von Niemica und Warblewo, Matthias Palbitzke, aus, vermutlich der Vater von Georg.
Hingegen 1653 war der Bürgermeister und Landrat von Slupsk Friedrich Palbitzke (vielleicht der Sohn von Georg?). Jedoch die hervorragendste Gestalt in dieser Linie war der Sohn von Georg und dessen Frau Anna (geb. Hoppe), Mattias Palbitzki, geboren am 23.12.1623 wohl in Slupsk – ein Kenner griechischer Literatur und hervorragender Diplomat.
Mattias Palbitzki besuchte das Danziger Gymnasium und die Ritterakademie in Sorö, Dänemark. Nach Beendigung seiner Ausbildung begab er sich auf eine Reise durch Europa, in dieser Zeit traf er in Hamburg den schwedischen Feldmarschall Gustaw Horn. Dieser redete ihm zu, in die Dienste Schwedens einzutreten und begleitete ihn auf der Reise nach Stockholm. Dort wurde er sogleich „DWORZANINEM“ von Königin Krystyna, die ihn 1643 zum Grad eines Hauptmann-Leutnants der „PRZYBOCZNEJ“ Garden beförderte. Ein Jahr später machte er mit königlicher Zustimmung eine vierjährige Reise durch Europa und Afrika. 1648, nach der Rückkehr aus Ägypten, erhielt er in Rom den königlichen Befehl, nach Schweden zurückzukehren, wo auf ihn die Beförderung zu einem höheren höfischen Amt (schwedisch „kammarherre“ = SZAMBELAN DWORU LUB PODKOMORZY?) wartete. Von da an nahm er an vielen diplomatischen Missionen teil, unter anderem nach Venedig, in die Toskana, nach Rom, Spanien, Frankreich, Niederlande, Polen (1664-1665) und an den deutschen Kaiserhof. 1664 führte er das Amt des Präsidenten des von Schweden okkupierten Teiles von Pommern (einschließlich Stettin). 1667 bot man ihm die Würde eines höfischen Rates an, deren Annahme er ablehnte, jedoch am 28.08.1675 erhielt er für sich und seine Nachkommen den Titel Baron (schwedisch „friherre“, deutsch „Freiherr“). Er starb  am 20.10.1667 in Julica, in der schwedischen Provinz Södermanland. Er hatte Kinder mit Anna Regina Khewenhüller, die er 1654 geheiratet hatte, aber seine Linie, die keine geringe Rolle in Schweden spielte, starb in der männlichen Linie 1851 aus.

Fragliche Verwandtschaft
Jedoch weist keine bekannte historische Quelle darauf hin, dass die „Barone Palubicki“ aus Oslawa Dabrowa irgendeine familiäre Verbindung mit dem schwedischen Diplomaten, dem Baron Mattias Palbitzki hatten. Selbst wenn der 1658 erwähnte Jakub aus Oslawa Dabrowa wirklich Bruder oder Cousin des schwedischen Diplomaten war, durften laut Gesetz er und seine Nachkommen den Titel „Baron“ nicht benutzen. Überdies suggeriert das bereits erwähnte Wappenbuch Siebmacher, obwohl dies andere Dokumente nicht bestätigen, dass die Palubickis aus Oslawa Dabrowa, ähnlich wie die Palubickis aus Polczen, den Beinamen Zuchta (Zychta, Sychta) gebrauchten und mit dem Wappen Brochwicz (Hirsch) siegelten. Jedoch konnte bis heute niemand die Lösung des Rätsels um die Herkunft des „Barons“ aus Oslawa Dabrowa finden. Vermutlich war der „Baron“ vor dem Nachnamen unserer Palubickis nur ein Beiname/Spitzname, der Zeugnis gab über die durchgesickerten hervorragenden Informationen „aus der entfernten Welt“, selbst in die abgelegensten Provinzen. Und eine solche war damals ohne Zweifel die Gegend um Bütow herum. Also wollten wohl die Palubickis aus Oslawa Dabrowa, die von der Existenz „irgendeines wichtigen“ Barones Palubicki hörten, ihren Ruf in der Gegend verbessern, indem sie anfingen, sich die „Barone Palubicki“ zu nennen. Auf dem gegenwärtigen Stand des historischen Wissens ist es schwierig, eine andere logische Erklärung für dieses lokale Phänomen unter dem kaschubischen Adel zu finden.

Die letzten Barone in Oslawa Dabrowa
Zwei Wochen vor seinem Tod, am 04.11.1795, gab Adam Baron Palubicki die Aufsetzung eines Vertrages in Auftrag, nach dem sein Adelsteil „B“ in Oslawa Dabrowa „Jakob Baron von Palubicki“ übernehmen sollte – der dritte in der Reihe seiner Söhne. Nach den Kirchenaufzeichnungen aus Ugoszcz benutzte Jakub niemals den Beinamen „Baron“ und wurde „Nobilis Jacobus de Palubicki“, eventuell „Jacob von Palubicki“ geschrieben. 1797 heiratete er Magdalena Gorlik aus Rabacino, mit der er in den Jahren 1799-1819 zehn Kinder hatte. Allerdings lebte das Ehepaar nicht lang in Oslawa Dabrowa. Dort wurde nur ihre älteste Tochter, Marianna, geboren (1799-1808). 1802 verkaufte Jakub für 1200 Taler den vererbten Teil „B“. an Pawel Klopotek-Dabrowski, danach kaufte er ein Gut in Rogu/Rog (?). Dort wurden seine folgenden Kinder geboren.
Nach den Kirchenaufzeichnungen aus Ugoszcz wurde der Beiname „Baron“ zum letzten Mal durch den jüngsten, vierten Sohn von Adam Baron Palubicki – Józef (1783-1844) benutzt. 1804, mit 21 Jahren, heiratete er als „Nobilis Joseph de Baron Palubicki“ die 40-Jährige Witwe Katarzyna Pelowa aus Klonczen. In späteren Aufzeichnungen trat er nur noch als Einwohner von Klonczen, Joseph v. Palubicki, auf. Sein einziger Sohn aus der zweiten Ehe, Michael/Michal (1815-1891), benutzte niemals den Beinamen „Baron“.  1869 emigrierte er nach Winona in den Vereinigten Staaten, wo bis heute seine Nachkommen leben. Das Fehlen von nachweisenden Unterlagen schließt jedoch nicht die Möglichkeit aus, dass die Tradition „Herkunft von Baronen“ in der Familie Palubicki auch in späteren Jahren lebendig gehalten wurde.
Die Erinnerung ist richtig, dass die späteren Nachkommen von Adam Baron Palubicki, die von seinen drei ersten Söhnen abstammten, bis ungefähr in die Sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts Haupteinwohner von Rog, Polczen und Studzienice waren. Später verschwanden sie von den Blättern der Bücher von Ugoszcz. Vielleicht sind sie auch nach Amerika ausgewandert?

Die Barone unter den Bütowern, Teil 2

„Gbur“ auf der königlichen Seite
Zum Ende des 18. Jh. erschien neben den Baronen Palubicki eine zweite Familie Palubicki, die ihr Gut im königlichen Teil des Dorfes hatte. Der erste bekannte dieser Vertreter war Marcin (Martin) Palubicki, der 1798 Marianne Piechowska (1770-1846) zur Frau nahm, die Tochter des ortsansässigen „gbur“ Krzysztof Piechowski. Auf der Heiratsurkunde unterschrieb er als adliger „Nobilis Martin de Palubicki“, aber in späteren Urkunden trat er schon als „gbur“ „Martin Palubicki Colonus“ oder „Martin Palubicki“ auf, und einmal als adliger „Martin von Palubicki“. Seine Herkunft bleibt rätselhaft. Aus Dokumenten geht hervor, dass er ca. 1770/71 geboren wurde, aber mit Sicherheit in keinem zur Pfarrei Ugoszcz gehörenden Dorf. Marcin Palubicki („Martinus Palubicki“) starb am 29.11.1838 in Oslawa Dabrowa im Alter von 68 Jahren als „Colonist sive Emeritus“, oder „gbur oder vielmehr Rentner“.

„Freiherr“ bedeutet Baron
Marcin und Marianna Palubicki hatten fünf Kinder, darunter zwei Söhne: Józef (1804-1874) und Wojciech (Adalbert) (1815-1888). Die Linie von Wojciech starb aus, da sein einziger Sohn, Józef Grzegorz (1856-1859) als Kind starb. Erbe des Gutes von Marcin wurde der erstgeborene Józef, der 1830 als „Josephus Palubicki“ Magdalena Stanislawska (1811-1881) aus Klaczno heiratete. Aus deren Ehe gingen acht Kinder hervor, darunter vier Söhne: Andrzej (Andreas) (1834-1892), Stefan Wawrzyniec (*1837), Jan Tomasz (*1844) und Józef Maciej (*1851), die eigene Familien gründeten. Sie hatten sehr viele Nachkommen, deren Geschichte ein weiterer Zweig dieses Themas ist.
Die Zeit, in der Marcin und Józef Palubicki lebten und arbeiteten, war die Epoche der napoleonischen Kriege sowie der landwirtschaftlichen Reformen wie Abschaffung der Leibeigenschaft (Bauernbefreiung) und die Einteilung/Verteilung/Aufteilung der gemeindlichen Flächen (Weide, Wiese, Wald und See). Der Hof von Józef Palubicki (1804-1874) zählte in der zweiten Hälfte der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts, also schon nach der Aufteilung der Flächen, 278 Morgen und 110 Quadrat“stäbe“ (ungefähr 71 Hektar) Fläche. Ackerboden besaß er über 182 Morgen, Wiesen über fünf und Weiden über 86 Morgen. Der Prozess des Übergangs vom besitzenden Bauern mit nicht vollen Rechten auf seinen Hof (der formale Besitzer war der König) in einen vollberechtigten Besitz dokumentieren die Kirchenakten aus Ugoszcz. Wir wissen, dass Marcin als „gbur“ agiert hat, und er konnte sich schlecht auf seine adlige Abstammung (Adelsstand) berufen aufgrund der Tatsache, dass man auf königlichen Gütern gewirtschaftet hat.
Vor den Reformen in staatlicher und kirchlicher Verwaltung war man um Ehrlichkeit in dieser Materie sehr bemüht. Später sind die Unterschiede zwischen Eigentümern in königlichen und adligen Gütern immer geringer geworden; dank diesem Umstand konnten viele Nachkommen adliger Einwohner „zurückkehren“ zu ihren Wurzeln, zum Beispiel dem Nachnamen die Zusätze „von“ oder „de“ voranstellen. So also war Józef anfänglich selbst als „gbur“ „Josephus Palubicki“ oder „Jozefus Palubicki“ eingetragen, manchmal nur mit dem Adelszusatz „von“. Jedoch schon 1847 bezeichnete man ihn als „Joseph v. Palubicki Guts-Antheil-Besitzer“, und 1851 als „Joseph v. Palubicki Eigenthümer“. Das interessanteste Schriftstück stammt aus seiner Todesakte vom 20. April 1874, wo man ihn als „Freiherr Joseph v. Palubicki Altsitzer“ bezeichnete. Da es keine Beweise für eine familiäre Verbindung zu den Baronen Palubicki gibt, die 1802 im adligen Teil von Oslawa Dabrowa lebten, kann man nur vermuten, dass jene Akteneintragung der Beweis dafür ist, wie lang und lebendig die Tradition des Titels „Baron“ beinahe in der ganzen Linie der Palubicki-Einwohnerschaft aus Oslawa Dabrowa ist.

Der Beiname Sychta
Wie ich bereits erwähnte, entstammte der schwedische Baron Palubicki der Familie Biber Palubicki. Der richtige Beiname „der Barone Palubicki“ aus Oslawa Dabrowa ist nicht bekannt, obwohl deutsche Heraldiker meinen, dass dieser Zuchta war. Diesen Beinamen, geschrieben in den Formen Zychta/Zuchta/Sychta oder Sichta führten die Palubickis aus Polczen. In Oslawa Dabrowa erschien er in der Form „Joseph von Sychta Palubicki“ im Jahr 1881 und 1887. Er betraf Józef Maciej (*1851), den Sohn des Gutsbesitzers Józef Palubicki (1804-1874). Diese zwei Eintragungen sind wohl die einzigen Beweise dafür, dass die Palubickis aus dem königlichen Teil von Oslawa Dabrowa zum Zweig der Zuchta-Palubickis gehören.

Vererbung des Bauerngutes
Nach Marcin (1770/71 – 1838) und Józef (1804-1874) wurde der nächste Besitzer des Bauernhofes in Oslawa Dabrowa Andrzej Palubicki (1834-1892), der das Gut auf 283 Morgen und 97 „Stäbe“ (ca. 72 ha) vergrößerte. In den staatlichen Dokumenten wurde er „Palubicky Andreas, Bauer zu Königliche Oslawdamerow“ genannt, jedoch in den Kirchenakten nannte man ihn manchmal „Andreas von Palubicki Guts-Antheil-Besitzer“ und manchmal nur „Andreas v. Palubicki Besitzer aus Oslawdamerow“. 1858 heiratete Andrzej Elzbieta Jazdzewska (1834-1925) aus Skoszewo. In der Zeit von 1862-1878 gabar sie ihm 3 Töchter und 4 Söhne. Der älteste Sohn, Stefan Tomasz (*1863) heiratete (?) auf den Hof in „Lakich bei Borzyszkowo“ ein, daher ging das väterliche Gut an den zweiten Sohn, Józef (1866-1955). Dieser Józef heiratete 1893 Franciszka Breza (* um 1874) aus Oslawa Dabrowa. Aus dieser Ehe kamen zwischen 1898 und 1916 11 Kinder zur Welt, von denen ein Teil auf der erhaltenen Fotografie von ungefähr 1912 abgebildet ist (zu sehen in der Bildergalerie 2).
Nach Józef ging das Gut an dessen ältesten Sohn, Teofil Franciszek Palubicki (1898-1979), der unter anderem dafür bekannt wurde, dass er zu Beginn der 1930er Jahre ein Zimmer seiner Wohnung an die polnische Schule vermietete, als diese aus dem deutschen Regierungsgebäude entfernt wurde. Seine Frau war Balbina Klopotek (*1903) aus Oslawa Dabrowa. Heute ist ihr Sohn Zygmunt schon der 6. Gutsbesitzer in der Familienfolge, die bereits seit 208 Jahren aufrechterhalten wird.

Familien“schatz“
Im Besitz von Frau Barbara Hapke, Bibliothekarin und Leiterin des Bütower Museums, und privat Urenkelin von Józef Palubicki (1866-1955), befindet sich ein sehr interessantes Buch aus dem Jahre 1847 mit dem Titel „Weinen und Klagen der heiligen Väter in der verbliebenen Schlucht“. Die Außergewöhnlichkeit dieses Buches besteht darin, dass sich auf den Innenseiten des Umschlages die Unterschriften ihrer früheren Besitzer aus der Familie Palubicki befinden. Und so schrieben sie auf die erste Seite eigenhändig „Andreas v. Palubiczki“ und „Joseph v. Palubitzki“. Der interessanteste deutsch-polnisch-kaschubische Text befindet sich auf der letzten Seite. Wir lesen dort: „Oslawdamerow/Ta Ksziaszka Nalezi Jozwowi Palbitzkimu“. Aus dieser Eintragung, und auch aus dem Buch selbst, geht klar hervor, dass die Kunst des Schreibens und Lesens der polnischen Sprache noch nicht die Kunst in der Familie Palubicki im 19. Jahrhundert war. Die Frage ist hier lediglich, dass wir nicht wissen, welcher Józef in dem Buch unterschrieben hat – der Vater oder der Sohn von Andreas?

Familie hinter der Grenze
Das Schicksal der jüngeren Söhne in kaschubischen Bauernfamilien war oft vorherbestimmt. Den Hof übernahm in den allermeisten Fällen der älteste Sohn, die jüngeren wurden meist Arbeiter oder im besten Falle Pächter. In ihrer geringen wirtschaftlichen Position hatten diese Paare oft sehr zahlreiche Nachkommen. Solch ein „Pächter“ und gleichzeitig Waldarbeiter war der dritte Sohn von Andrzej – Michael Palubicki (1871-1933). Michael heiratete 1897 Franciszka Pozanc (1879-1917) aus Stüdnitz, mit der er sechs Söhne und drei Töchter hatte. Nach dem Tod der ersten Frau heiratete er 1919 die 30 Jahre jüngere Marta Ewa Kowalewska (1901-1968), mit der er sieben Söhne hatte.
Zu dieser Zeit waren die Kinder aus Michaels erster Ehe bereits erwachsen und gründeten eigene Familien. Der älteste Sohn Johann (*1898) heiratete die aus Inowroclaw stammende Salomea Sliwinska. Sie wohnten in 'Ugoszcz und hatten fünf Kinder.
Die älteste Tocher von Michael, Agnes Anna (*1899) wohnte nach dem 1. Weltkrieg auf der polnischen Seite der Grenze. Sie lernte den Unteroffizier der Grenztuppen Ignac Wasielewski kennen und heiratete ihn 1924. Aus dieser Zeit stammt ihr Zeugnis "der Moral und des Polentums", herausgegeben durch den Pfarrer von Ugoszcz, Robert Pradzynski.
Die anderen Kinder aus der ersten Ehe Michaels wollten nicht als "Knechte" im heimatlichen Oslawa Dabrowa arbeiten und zogen nach Oebisfelde in Deutschland.
In der Zeit zwischen den Kriegen war Oslawa Dabrowa ein Dorf, in dem im ganzen Bütower Land die Spannungen zwischen Deutschen und Polen am größten waren. Das Dorf war zum größten Teil bewohnt von armen Waldarbeitern und armen Bauern. Als hier 1929 eine polnische Schule eröffnete, drohte der örtliche Gemeindevorsteher und zugleich einheimischer Forstarbeiter seinen Arbeitern, falls sie ihre Kinder zur polnischen Schule schicken sollten. Auf diese Weise erpresste er unter anderem Michael, der seine Kinder aus dieser Einrichtung zurückziehen und zur deutschen Schule schicken musste. In dem Buch  „Die Geschichte des Bütower Landes“ lesen wir, dass zu Beginn des Jahres 1930 Michael Palubicki „öffentlich gegen die Verletzungen durch den Lehrer Hans Ruprecht protestierte, Sohn des polnischen Bauern Pozanc(?)“. Dafür verurteilte ihn das Gericht in Lebork zu drei Monaten Gefängnis. In diesem Buch befindet sich auch ein Bild des bis heute in Stüdnitz existierenden, aus Gusseisen hergestellten Kreuzes auf dem Grab seiner ersten Frau Franciszka. Auf ihm befindet sich folgende Inschrift: „Hier ruht in Gott verstorb. Franciszka v. Palubicka (…) Gegrüßet seist du Maria“
Das Bild trägt die Unterschrift: „Friedhofskreuze sind Zeugnisse des Polentums“.
Michael starb Silvester 1933 und hinterließ eine junge Witwe und sieben minderjährige Kinder. Die Inschrift auf seinem Grabstein lautet: Michael v. Palubitzki.
Der Sohn von Michael, Jacek Palubicki, erinnert sich, dass "seit dieser Zeit der Hunger oft ins Haus - eine kleine Holzhütte am Rand des Dorfes  - schaute", und der größte ihrer Kindheitsträume war es, "sich satt zu essen". Bis heute erinnert er sich hervorragend an die Freundlichkeit der einen Leute und die Gefühllosigkeit anderer gegenüber Unglücken. Positiv in seine Erinnerung hat sich der Pfarrer von Ugoszcz, Josef Weilandt, geschrieben, der oftmals seine Familie unterstützte. 1942, mit 17, trat Jacek als Freiwilliger in die Wehrmacht ein, weil er, wie er sagt, "dort wenigstens die Hoffnung auf regelmäßige Mahlzeiten hatte". Zuerst kämpfte er in Italien, von dort hat er guten Wein und gekochtes Huhn in Erinnerung behalten. Dann kam er an die Ostfront. In Ostpreußen wurde er verwundet. Bewusstlos, auf dem Seeweg, transportierte man ihn von dort weit nach Deutschland hinein.
Er kurierte sich in Bayern aus, und, wie er sich mit einem Lächeln erinnert, traf er dort eine wohlhabende Witwe, die ihn zum Mann nehmen wollte, aber eines Tages hörte er das Läuten der Glocken von einer der örtlichen Kirchen, die genauso klangen wie die von Ugoszcz. Durch diese Erinnerung stiegen ihm Tränen in die Augen. In diesem Moment verschwanden die Zweifel über dieZukunft. Er kehrte nach Hause zurück.
In Deutschland blieben einige seiner Brüder. Einer von ihnen fiel an der Ostfront. Endgültig verblieb Jacek jedoch nicht im heimatlichen Oslawa Dabrowa, sondern wurde in Ugoszcz ansässig, wo er gemeinsam mit Krystyna (geb. Dublinowska) ein Haus baute.
Seine zahlreichen Kinder, Enkel und Urenkel (die achte Generation der Einwohnerschaft) leben heute in Deutschland, Ugoszcz und Rekowo. In dem letztgenannten Dorf leben ebenfalls Kinder seines verstorbenen und jüngsten Bruders Ludwik - dem früheren Lehrer von Rekowo.

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